Vielleicht ist es ja eine Mentalitätsfrage: heißt es seit Herbst 2019 in Deutschland „Land schafft Verbindung“, heißt es in unserem südlichen Nachbarland schon seit bald zehn Jahren „Land schafft Leben“. Und während die einen in eigener Sache mit möglichst großem Krawall zu Felde ziehen, versuchen die anderen möglichst neutral aufzuklären. Zwar gab es auch in Österreich Bauernproteste, im Frühjahr 2020 zogen rund 3300 Demonstranten mit 1500 Traktoren und dem Slogan „Spar Dir Deinen Geiz“ vor eben genau die Konzernzentrale dieses Lebensmitteleinzelhändlers – die darauffolgende und auch letzte Protestaktion, über die überregional berichtet wurde, war dann allerdings bereits eine Solidarkundgebung für die zuletzt von der Regierung Modi gebeutelten Kleinbauern in Indien Ende 2020.

„Spar Dir Deinen Geiz“

Motto der österreichischen Bauern im Frühjahr 2020

Es wäre allerdings eine müßige Diskussion, zu überlegen, ob die Kolleginnen und Kollegen im Süden generell finanziell besser aufgestellt oder vielleicht doch einfach genügsamer sind – vielmehr müsste die zentrale Frage lauten, warum es nicht auch bei uns ein Onlineinformationsangebot wie das von Land schafft Leben gibt. Geld sollte genug im Umlauf sein, Frau Klöckners sagenumwobene Bauern-Milliarde, die 50 Mio. €, die der eine Discounter erst ausgeblobt hat, dann angesichts des offensichtlichen Widerwillens der Konkurrenz, bei der Scharade mitzuspielen, am liebsten niemals erwähnt hätte – mit Brotkrumen dieser schwindelerregenden Beträge ließe sich bereits der Startschuss für ein solches Verbraucherportal geben. Wie dies dann im Fall von Möhren bspw. aussehen könnte, zeigt sehr anschaulich https://www.landschafftleben.at/lebensmittel/karotte.

Tim Jacobsen