Am Anfang stand ein Stück Treibholz, die Aussicht auf Sommerferien an der kroatischen Adriaküste und eine gewisse handwerkliche Begabung, die mit einer absolvierten Tischlerausbildung untermauert wurde und wieder dringend ein kreatives Ventil suchte. Es ist wahrscheinlich nicht zu weit hergeholt, zu vermuten, dass Ralf Knoblauchs weiterer Karriereweg, der nach dem Theologiestudium zur Diakonsweihe führte, in gewisser Weise auch die Vorstellung davon prägte, was er in dem Stück Strandgut sah. So entstand der erste einer mittlerweile mehr als hundertköpfigen Schar von Königen.
Während seiner drei Wochen Sommerfrische merkte Knoblauch schnell, dass es ein leichtes war, auf dem Campingplatz über den König mit anderen ins Gespräch und dabei ohne Umschweife vom Smalltalk auf Grundsätzlicheres zu kommen. Es ist die Erinnerung an die eigene Menschlichkeit, an die Königswürde, die jedem von uns zu Teil ist und die von den grobgehauenen Figuren ausgehe, erklärt Knoblauch.
Das mache diese Figuren zu universellen Botschaftern der Menschlichkeit und so finden sich weltweit eine Vielzahl seiner Könige, die bald darauf von weiß gewandeten Königinnen komplettiert wurden, an Orten, wo Menschen sich begegnen. An Orten, an denen das Thema Würde eine besonders große Rolle spielt, sei es nun in Altersheimen und Hospizen, Beratungsstellen für Menschen in Not oder den Schiffen der Flüchtlingsretter auf dem Mittelmeer.
Eigen-artige Kunst, im wahrsten Sinne des Wortes
Tim Jacobsen
Während der ersten Wochen der Coronapandemie waren die Könige auch in Bäckereien und Einkaufszentren anzutreffen, als Trostspender, aber auch als Einladung, berührt zu werden und nicht zuletzt durch diese Berührung etwas in Gang zu setzen. Das immer gleiche weiße Hemd, die immer gleiche schwarze Hose, der Sockel, der den Figuren ein stabiles Fundament bietet sowie die goldene Krone, mal auf dem Kopf, mal abgelegt und manchmal in der Hand getragen unterstreichen den Werkstoff Holz mit all seinen Rissen und Unebenheiten.
Die dann wieder an unsere eigenen Risse und Unebenheiten erinnern. Und so wird der Wecker im Bonn-Lessenicher Pfarrhaus auch weiterhin werktags um 5:00 morgens läuten und wird sich Ralf Knoblauch für ein Stündchen in Klausur begeben, um beim Behauen und Gestalten seiner Königsskulpturen auch die im eigenen Berufsalltag an sozialen Brennpunkten gemachten Erfahrungen zu verarbeiten. Und so sind die Figuren dann mal mehr, mal weniger nach vorne geneigt und manchen fehlt sogar ein Arm. Einen Zuversicht vermittelnden, offenen Gesichtsausdruck haben sie jedoch alle gemein.
Tim Jacobsen
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