Mann muss kein Benzin im Blut haben, um von Top Gear zumindest schon einmal gehört zu haben. Angesichts der, nun ja, eher charismatisch-sperrig, unkonventionell-machohaften Person von Jeremy Clarkson verwundert es nicht, dass dieser irgendwann die brave BBC gegen das quotenhungrige und eher wenig skrupelhafte Prime Video eintauschen musste. Seither darf Clarkson seine etwas aus der Zeit gefallen scheinenden Allüren unter dem Namen The Grand Tour ausleben.

Zu einer Zeit, als Negativzinsen noch kein Thema waren, kaufte Clarkson ein rund 400 ha großes Anwesen in den englischen Cotswolds, das er liebevoll Diddly Squat taufte. Als sich sein Pächter 2019 zur Ruhe setzte, beschloss Clarkson, das Land selbst zu bewirtschaften – und wie könnte es anders sein, sich dabei auch filmen zu lassen. Heraus kam mit Clarkson’s Farm eine Dokuserie zum knuddeln: Eine große Hommage an das Scheitern und vielleicht einer der besten Landwirtschaftserklärfilme überhaupt.

Beim Traktorkauf verschmäht Clarkson den angebotenen Massey Ferguson und lässt sich vom Namen Lamborghini blenden. Schon bald muss er jedoch feststellen, dass dieser Traktor zu groß und das Bearbeiten des Ackers schwerer ist als gedacht. Der Einsatz eines Quadrocopters anstelle des vermeintlich teureren Hütehundes in der Schafszucht bringt nur kurzfristig Erfolg.

Der Besuch eines Hofladens bringt Clarkson auf die Idee, dass so ein Hofladen auch für seinen Betrieb eine gute Idee sein könnte, dieses Unterfangen umzusetzen erweist sich als genauso schwierig wie das Renaturierungsprojekt. Die Corona-Pandemie, sinkende Erzeugerpreise und eine Hitzewelle bereiten das große Finale vor, in dem es dann zur ernüchternden Abrechnung kommt.

Clarkson selbst führt unter den zehn größten Herausforderungen seines ersten Jahres als Farmer acht auch in unseren Breiten wohlbekannte auf: “Weather, weather, weather, weather, Brexit, weather, COVID, weather, weather and sheep would be the 10 biggest problems that we had.” Vergnügliche fünf Stunden Serienmarathon nicht nur für regnerische Tage.

Tim Jacobsen