Die Binnenschiffer können ein Lied davon singen: Im Mittelrheintal wird kein Platz verschenkt. Dementsprechend spannend ist auch, wie sich dort in ein paar Jahren eine ganze BUGA unterbringen lassen soll, zumal die Hotelkapazitäten beschränkt und die Unesco-Welterbeauflagen relativ strikt sind – mit ein Grund dafür, dass entlang der Hochebene erst mit einigem Abstand Windräder zu sehen sind.
Familie Lanius ist mit der Enge des Rheintals seit Generationen vertraut. Es waren die Eltern von Rita Lanius-Heck, die in den 1970-er Jahren den Beschluss fassten, dem vom Rhein in Jahrtausenden gegrabenen Tal des Grand Canyons der deutschen Romantik Lebewohl zu sagen und quer gegenüber vom Aussichtspunkt Schwedenschwanze oberhalb Oberwesels auszusiedeln.
Dass sich just an dieser Stelle ein Aussichtspunkt befindet, hat viel damit zu tun, dass die Silhouette Oberwesels samt des vor sich hin mäandrierenden Rheins wohl einen der schönsten Anblicke des rechtsrheinischen Rheinsteigs sowie des linksrheinisch verlaufenden Rheinburgenwegs bietet.
Nicht ganz unbeteiligt daran ist die Burg Schönburg, die ihren Namen vollkommen zu Recht trägt und deren Turmspitzen ungefähr auf Augenhöhe des Blicks vom Ferienhof Hardthöhe sind. Der Ferienhof ist dann in gewisser Weise der weiterentwickelte landwirtschaftliche Betrieb von Lanius-Heck.
Aufgeteilt in Weinbau und Landwirtschaft betreibt Lanius-Hecks Bruder das Weingut Lanius-Knab im Tal, während sie sich gemeinsam mit ihren Eltern und mittlerweile auch der Tochter Christina Theis daran machte, den „Hof Hardthöhe“ zu einem „Family Resort“ auszubauen, Traktor fahren und Pony reiten inklusive.
Getreu dem Motto „das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde“ gibt es Reitangebote für „Sattelzwerge“, etwas Wagemutigere können „frei wie der Wind“ buchen. Sättel und Reitsportzubehöhr sind dann auch durchgängige, vielleicht nicht immer an den jeweiligen Stellen auch unbedingt gewollte Dekoelemente, übertroffen in ihrer Präsenz nur noch von Jagdmotiven.
Stefan Heck, der die rund 160 ha Ackerland sowie das Grünland und den Forst bewirtschaftet, trägt maßgeblich dazu bei, dass beim Frühstücksbuffet sowie im „hofLaden“ gegenüber der Sattelkammer die eine und andere Wildspezialität zu finden ist.
In Jahrzehnten Jägerei ist dabei einiges an Trophäen zusammengekommen. In der „jägerLounge“ kann ein Teil der Präparate besichtigt werden – einige Naturkundemuseen wären mit Sicherheit neidisch auf die Sammlung. Gerade weggeräumt wurde eines der Prunkstücke der Sammlung, das Bärenfell. Die Geschichte, wie es zu diesem Abschuss kam, könnte man sich auch mit viel Fantasie nicht besser ausdenken:
Nach einigen Tagen erfolglosen Ansitzens auf eben Braunbären kuckte Heck am Telefon zum Zeitvertreib Fotos durch. Just in diesem Moment schickte ihm seine Frau ein Foto von sich mit der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkels ins tiefste Russland. An und für sich nicht unbedingt eine Außergewöhnlichkeit, da Rita Lanius-Heck aufgrund ihres ehrenamtlichen Engagements in herausgehobener Position doch des Öfteren in Kontakt mit politischer und sonstiger Prominenz kommt.
Als die Jagdkameraden von Heck dies nun aber mitbekamen, kam Bewegung in die Jagdgesellschaft. Die Zelte wurden abgebrochen und ein neues Ziel angesteuert. In der Nähe des Anwesens eines der reichsten Männer der Welt lief Heck dann tatsächlich ein Bär vor die Büchse, Monate später kam das Paket im Ferienhof Hardthöhe an und das stattliche Bärenfell zierte fortan, wie aus „Dinner for one“ bekannt, die „jägerLounge“.
Nun hat die Oberweseler Hardthöhe aber wenig gemein mit der Bonner Hardthöhe, die wiederum mit dem Rheinischen Landwirtschafts-Verlag die Postleitzahl teilt und in der viele eher hartgesottenere Soldatinnen und Soldaten ein- und ausgehen.
Und so gibt es dann unter den vielen Heiratswilligen, die auf der Oberweseler Hardthöhe in der „jägerLounge“ ihre Zukunftspläne besprechen wollen, dann eher wenig überraschend auch viele, die eher zurückhaltend sind, was ihren eigenen Fleischkonsum angeht und vielleicht auch der Jägerei nicht gerade vorurteilsfrei gegenüber stehen.
Und so wurde in gewisser Weise aus dem sehr schmucken Bettvorleger ein Bruno Problembär, der in die Abstellkammer verbannt sein weiteres Dasein fristen muss.
Tim Jacobsen
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