Künstliche Intelligenz ist ein stark diskutiertes Thema in Gesellschaft, Kultur und Medien. Dabei tauchen mehr Fragen als Antworten auf. Noch ist unklar, inwieweit die breite Verfügbarkeit und der Einsatz von KI unser Leben beeinflussen wird. So scheint die kreative Schaffenskraft der KI in Wort, Schrift und Bild kaum Grenzen zu kennen.

Die Kabinettausstellung New Realities. Stories von Kunst, KI & Arbeit im Berliner Museum für Kommunikation präsentierte im Sommer 2024 eine spannend kuratierte Schau fotorealistischer KI-Bilder, die die Arbeit zwischen Menschen und KI beleuchtet. Zugleich ging es um den Wert digitaler Arbeit und die neuen Arbeitsbedingungen der so genannten Annotierenden. Die Gäste tauchten ein in eine Welt voller Geschichten rund um einen „Arbeitsplatz“, den die Kuratorinnen Dr. Annabelle Hornung, Maren Burghard und Stephanie Müller nach einem Vorschlag der KI real im Ausstellungsraum nachgebildet haben. Die Inhalte und Objekte – Notizzettel und Poster an den Wänden, Fotos und Postkarten auf dem Schreibtisch sowie Hörstationen – waren das Ergebnis einer kreativen Zusammenarbeit mit der KI.

Dabei wurde deutlich, dass die Darstellung der Realität durch KI nicht immer unproblematisch ist. Diffusionsmodelle generieren Bilder, indem sie die semantische Struktur ihrer Trainingsdaten – also Beschreibungen und Kontext – mit latenten visuellen Informationen verbinden. Sie schaffen keine Repräsentation visueller Realität, sondern synthetisieren Ergebnisse basierend auf Wahrscheinlichkeiten und Text-Bild-Zusammenhängen. Die entstehenden Bilder sind daher symbolisch organisiert, da die Semantik der Annotationen eine zentrale Rolle spielt. Die Ausstellung thematisierte, wie die durch Sprachanweisungen gesteuerte KI oft auf Klischees aus ihren Trainingsdaten zurückgreift und damit „neue Realitäten“ schafft. Diese Realitäten fordern unsere Auffassung von der Welt heraus, weil sie unsere Sehgewohnheiten irritieren. Die Ausstellung verbindet verschiedene Medienformate und Erzählstränge miteinander.

Die nächste Station der „New Realities“-Reihe wird im März 2025 im Museum für Kommunikation Frankfurt präsentiert. Die Ausstellung trägt den Titel „New Realities: Fashion Fakes – KI-Fabriken“ und setzt einen neuen Schwerpunkt: Mode. Hier steht die Frage im Mittelpunkt, was passiert, wenn Künstliche Intelligenz die Modewelt neu erfindet. Mode ist seit jeher ein kulturelles Phänomen, das sich stark über seine Darstellung und visuelle Kommunikation definiert – etwa durch Modefotografie oder Inszenierung. Die Ausstellung wird untersuchen, wie generative KI diese Darstellung verändert.

Tim Jacobsen