Es ist ein bisschen Vergangenheit und Zukunft, ein bisschen Barock und Postmoderne. Auch wenn das Kerngelände der BUGA 23 die Konversionsfläche rund um die ehemalige Spinelli-Kaserne ist, einst von der deutschen Wehrmacht als Pionierkaserne und nach dem Zweiten Weltkrieg von den US-amerikanischen Streitkräften als Lager genutzt, entspricht der Luisenpark in unmittelbarer Innenstadtnähe wohl eher dem, was typisch Landfrauenausflug von einer Bundesgartenschau erwartet wird.

Oder vielleicht besser erwartet wurde – schließlich war der Luisenpark auch bei der 1975er BUGA in Mannheim einer der Publikumsmagnete. Dennoch oder vielleicht auch gerade deswegen ist es wohl die vom Luisenpark bequem mit einer Seilbahn erreichbare Brachfläche auf der anderen Neckarseite der Teil der BUGA 23, der wohl am Deutlichsten in die Zukunft weist. Und das hat zwar nicht alles, aber sehr viel mit La Canicule zu tun, der 2003er Hitzewelle mit vermutlich 70 000 Toten in Westeuropa.

In letzter Essenz führte die Hitzekatastrophe zum Mannheimer Hitzeaktionsplan. Deutlich mehr Bäume und Trinkwasserbrunnen waren die Folge, auch die gerade viel und allerorten zitierte Schwammstadt hielt Einzug. Das Ganze hatte keine unmittelbaren Effekte – oder, wie das in Klimafragen oft so ist, wäre es anders vielleicht noch schlimmer gekommen: 2022, also vor nicht allzu langer Zeit und immerhin 19 Jahre nach der 2003 Hitzewelle war Mannheim einmal mehr die wortwörtlich heißeste Großstadt Deutschlands.

Die diesjährige BUGA markiert nun, weitgehend unbemerkt, mit der Vollendung des offiziell Grünzug Nordost genannten Plans, durch die Entsiegelung und Räumung des ehemaligen Kasernengeländes einen weiteren Meilenstein zur Verbesserung der klimatischen Situation in der quadratisch-praktischen, aber auch sehr schlecht durchlüfteten Stadt: 62 ha Fläche wurden entsiegelt, neue Grünflächen entstanden, klimaresistente Pflanzen wurden angepflanzt und nach ersten Messungen war es auf dem Kasernengelände ist es nach der ökologischen Konversion in den Nachtstunden nun tatsächlich rund vier Kelvin kühler.

Tim Jacobsen