Begonnen hat das Ganze ja ein paar Tage zuvor, da hatte der besuchte Unternehmer netterweise einen Bus besorgt, damit wir allesamt ohne Zeitverlust von links nach rechts und wieder zurück transportiert werden können. Meinen Sitznachbarn habe ich dann ernstscherzhaft gefragt, ob das die letzten Pollen sind , die er da eingesammelt hat, worauf der dann doch seine Männertragödie Erkältung ins Rennen warf. Donnerstagmittag dann der Absturz in Richtung ich-muss-auch-sterben, am Freitag ein kurzes Aufbäumen, um noch die Boardkarte für Samstag im Büro auszudrucken.
Samstag hätte ich dann spätestens stutzig werden sollen, als die 175-Jährige im schön geputzten BMW-SUV vor mir beim Anfahren nach der Grünumschaltung erst einmal mit dem Rückwärtsgang startete, aber da war ich noch zuversichtlich, schlimmer wird es heute nicht mehr. Ankunft in Manchester, wie immer direkt zu meinen Orangefarbenen Lieblingen, aber die so alle-Extras-eingebucht, das ließ sich teils rückgängig machen, OK, aber dann, nein, die Kreditkarte funktioniert nicht. Noch einmal, und danach der Hinweis, dass es nicht sixtmal geht, sondern nach dreimal die Sperre droht.
Plan gescheitert, was tun? Eventuell mit der guten alten EC-Karte weiter nach York? Am Ticketautomaten dann ein Schild, wegen-des-Streikes-werden-schon-gar-keine-Zugfahrkarten-mehr-verkauft. OK, dann vielleicht das Zimmer in York zu stornieren versuchen und stattdessen bei immer noch strömenden Regen erst einmal in Manchester bleiben und den nächsten Tag mit frischen Ideen abwarten?
Billigste Zimmer für eine Nacht 350 Pfund aufwärts, am Flughafen selbst gab es schon gar keines mehr. Zum Flughafenassistancedesk: ja, der Flughafen hat 24/7 auf, würde er zwar nicht empfehlen, aber notfalls könnte ich da schon ruhiges Eckchen irgendwo finden. Kurz noch nach National Express gesurft, aber auch die zwei letzten viereinhalb-Stunden-Verbindungen ausverkauft.
OK, dann langsam mal auf Übernachtung am Schalter einstellen und mit wieder fahrenden Zügen einen neuen Plan entwickeln. Aber erst einmal Wasser kaufen. Und siehe da: Kreditkarte und Code funktionieren einwandfrei. Wieder in den so überflüssig langsamen Bus gesetzt, der das Rental Car Village mit den Terminals verbindet und der dafür länger braucht als der Flug von Köln nach Manchester.
Bei den vielleicht Oktoberfestgeschädigten Alex und Konsti aus Pullach immer noch kein Weiterkommen, aber Franko, mein ganz persönlicher Held des Vermieters aus Parsippany, ließ sich von den Schauergeschichten der Oberbayern nicht entmutigen, und buchte von der Kreditkarte ab.
Und ich konnte fünf Stunden später als geplant und anders als Tom Hanks und sein historisches Vorbild doch noch Car Rental Village mit einem kleinen, feinen fahrbaren Untersatz verlassen.
Rishi Sunak wusste als Regierungschef naturgemäß mehr als ich und natürlich auch bereits von dem Streik und ließ sich samt Frau im standestypischen englischen Allräder zur Party Conference nach Manchester bringen. Noch dazu, wo er ja auch gerade die Pläne für eine Hochgeschwindigkeitszuganbindung Nordenglands gekappt hatte.
Und während die Fußballer von Man City nach Hause fahren konnten, wurden wohl in vielen Hotelzimmern der von außerhalb stammenden Fans die Minibars geleert, ob der verloren gegangenen Partie oder der aufgerufenen astronomischen Hotelpreise wegen der Abertausenden von Parteigranden und Cityfans sei einmal dahingestellt.
Tim Jacobsen
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