Hinter dem etwas sperrigen Begriff der Opportunitätskosten verbirgt sich das was-wäre-wenn der Ökonomie. Und ähnlich wie im Märchen, wenn Aschenputtel trotz ausdrücklichem Verbots alleine auf den Ball des Prinzen geht oder das Mädchen in Frau Holle der Spindel hinterherspringt und erst dadurch am Grund des Brunnens das Glück entdecken kann, braucht es auch im echten Leben oftmals einiges an Leidensdruck, bevor Dinge in Bewegung geraten.
Die Fakten sind weithin bekannt: 25 Mrd. € und damit mehr als das nominale Bruttoinlandsprodukt etwa der Hälfte aller Länder weltweit haben wir Deutschen uns letztes Jahr die Erzeugung von Strom mit Hilfe von erneuerbaren Energien kosten lassen, etwa die Hälfte davon fiel allein für Solarstrom an; und das, obwohl die Sonne zum erneuerbaren Energiemix nur rund ein Viertel beiträgt.
Vergessen Sie nicht, bis zum 24. September ist nicht mehr lange hin. Mit den daran anschließenden Koalitionsverhandlungen nimmt die Diskussionsfreude unserer Volksvertreter erfahrungsgemäß schnell ab
Tim Jacobsen
Spätestens die Insolvenz der in Bonn ansässigen Solarworld machte zudem deutlich, dass es mit dem einstmals postulierten grünen Beschäftigungswunder nicht weit her sein kann: Ähnlich wie in Hochzeiten der Anlagenneuinstallation, als die heimische Produktion der Nachfrage nicht Herr werden konnte, wird wohl auch zukünftig ein Großteil der Module aus dem Ausland importiert werden müssen. Und sind die Anlagen einmal installiert, gibt es, anders als bei Windkraftanlagen beispielsweise, weder Wartungsbedarf noch Folgeaufträge.
Prof. Dr. Manuel Frondel, Leiter des Bereichs „Umwelt und Ressourcen“ am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung, verdeutlicht die Schieflage in der gängigen Argumentation an einem absurden, nichts desto trotz einleuchtenden Argument: „Wäre Beschäftigung das oberste Ziel der Förderung grüner Technologie, gäbe es einen besseren Weg: Dann sollten hochbezahlte Rad- und Ruderprofis via vieler kleiner Generatoren den CO2-armen Strom erzeugen.“
Gleichzeitig darf man auch nicht aus den Augen verlieren, dass durch die erneuerbaren Energien zwangsläufig in der konventionellen Energieerzeugung Arbeitsplätze überflüssig wurden, vor allem auch im vor- und nachgelagerten Bereich. Dazu kommt, dass, von den so genannten stromkostenintensiven Unternehmen einmal abgesehen, Privathaushalte und Unternehmen gleichermaßen weniger Geld für Konsum und Investitionen zur Verfügung haben, was sich wiederum ebenfalls gesamtwirtschaftlich negativ bemerkbar macht.
Geld, das anders investiert hätte werden können. Zwar erreichten Bund, Länder und Kommunen letztes Jahr erstmals das bereits 1970 vereinbarte UNO-Ziel, wonach Länder 0,7 % ihres Bruttoinlandsprodukts für Entwicklungshilfe bereitstellen sollen. Allerdings gingen auch die Folgekosten des Flüchtlingszuzugs in diese Rechnung mit ein oder wie die Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung, Renate Bähr, kommentierte: der Aufstieg Deutschlands zum „größten Empfänger seiner eigenen Entwicklungsausgaben“.
Für das Haushaltsjahr 2017 stehen dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung mit 8,5 Mrd. € etwa zwei Drittel Summe zur Verfügung, die im gleichen Zeitraum von den Stromverbrauchern aufgebracht wird, um allein die im Rahmen des Solarbooms staatlicherseits eingegangenen Verpflichtungen abzuarbeiten. Ob die Bekämpfung von Fluchtursachen nicht nur eine wesentlich honorigere, sondern auch auf sein ganz egoistisch volkswirtschaftlich sinnvollere Investition gewesen wäre, wird die Zukunft zeigen.
Statt in Solaranlagen hätte beispielsweise auch in die Entwicklung leistungsfähiger Speichertechnologie investiert werden können. Es muss nämlich gar nicht unbedingt die Brechstange in Form des großflächigen Einsatzes technisch nicht ausgereifter Technologie sein, um dieser zum Siegeszug zu verhelfen, manchmal kann auch eine kleine Ursache große Wirkung haben: Wäre niemand gestolpert, hätte niemals das giftige Apfelstück aus Schneewittchens Hals rutschen können. Und die Stromverbraucher müssten nicht Monat für Monat in rotglühenden Eisenpantoffeln tanzen. Und es ist leider alles andere als ausgeschlossen, dass diese im Zuge einer staatlich verordneten E-Mobilität demnächst noch einmal an Temperatur zulegen.
Tim Jacobsen
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