"Now, here, you see, it takes all the running you can do, to keep in the same place. If you want to get somewhere else, you must run at least twice as fast as that!"

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Am Zentralfriedhof ist Stimmung

Vor etwas mehr als 150 Jahren, genau genommen am 1. November 1874 wurde Jakob Zelzer als einer der Ersten von mittlerweile mehr als drei Millionen Verstorbenen auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet. Der „neue“ Friedhof, nach mehreren Ausweitungen mit zweieinhalb Quadratkilometern immerhin der zweitgrößte Europas, war dabei schon immer etwas anders: nicht nur war er der erste seiner Art, der nicht von der Kirche betrieben wurde, er ist mit Sicherheit auch der erste Friedhof überhaupt, der Kultstatus erlangte und das lag nicht nur, aber auch an Wolfgang Ambros’ Lied „Es lebe der Zentralfriedhof“, das 1975 erschien.

Heutzutage ist der Zentralfriedhof ist eine Art begehbares Geschichtsbuch, eine Architekturausstellung, Schaubühne vergangener Größe und vergänglicher Würde, ein Spiegel gesellschaftlicher Veränderungen und ein Ort der Ruhe, Erholung und Besinnung – die nur von den auf dem benachbarten Flughafen Schwechat startenden und landenden Flugzeugen gestört wird. Gegen Gebühr kann man mit dem Auto auf den Friedhof, ein Elektrobus dreht seine Runden, am gemächlichsten geht es mit dem Fiaker.

E-Bikes können ausgeliehen werden, Jogger auf ausgewiesenen Strecken entlang der Gräber an ihrer Ausdauer arbeiten und, wir sind ja in Wien, nach Konditorei und Würstelbuden muss auch nicht lange gesucht werden. Klar, gibt es ein Bestattungsmuseum innerhalb der Friedhofsmauern und natürlich haben die Friedhofsgärtner auch einen eigenen Souvenirladen, T-Shirts mit dem Aufdruck „irgendwann bleib i dann durt“ sind noch die eher weniger makabren Mitbringsel. Es wurden 170 Tier- und 200 Pflanzenarten gezählt, bis in die Achtziger Jahre gab es einen eigenen Jagdverein und gegen Gebühr kann auf Freiflächen gegärtnert werden.

Reiseführer verweisen auf das prominente Gräberfeld. Nicht nur an Allerheiligen stehen Busse vor den Eingängen. Der Touristenandrang ist so groß, dass Fremdenführer eine Akkreditierung brauchen. Der Promifaktor zieht: Die Gräber von Ludwig van Beethoven, Franz Schubert, Udo Jürgens, Falco oder dem Karikaturisten Manfred Deix fehlen auf keiner Besichtigungstour.  330 000 Gräber gibt es hier, dazu kommen noch einmal 220 000 Gräber im restlichen Wien. Mit deren Verwaltung sind bei der Friedhöfe Wien GmbH 380 Leute beschäftigt.

Sie wachen auch über die Einhaltung der 29-seitigen Bestattungsanlagenverordnung. Die definiert, wann ein Grab ein Grab ist, und legt fest, dass ein Sarg nicht länger als 2,12 m, eine Urne nicht höher als 35 cm sein darf. Österreichs größtes Krematorium, ein Begräbnisort für Haustiere, eine Gärtnerei und eine Steinmetzwerkstatt gehören ebenfalls zur Friedhöfe Wien GmbH. Zuletzt setzte der Betrieb samt Beerdigungszweig 17,4 Mio. € um. Vor gut zwanzig Jahren hielt auch im Wiener Zentralfriedhof die Marktwirtschaft Einzug:

Das jahrhundertealte Monopol der „Bestattung Wien“ wurde aufgehoben. Seit 2002 bieten auch private Unternehmen ihre Dienste um „a schöne Leich“ an. „A schöne Leich“ ist in Wien dabei gleichbedeutend mit einem würdevollen Begräbnis. Dafür sorgen die „Pompfüneberer“, also die Bestatter. Ihr Name leitet sich von einem Unternehmen aus dem 19. Jahrhundert ab, das als „Entreprise des pompes funèbres“ in die Geschichte einging. Über die Toten heißt es dann, dass „sie den 71er genommen haben“. Die Straßenbahnlinie 71 verkehrt zwischen Börsegasse und Wiener Zentralfriedhof.

Tim Jacobsen

In eigener Sache

Mitte Juni der Aufruf: „600 Euro für einen guten Zweck – oder es gibt sie noch, die kindischen Sachen: wie cool wäre es denn, ausgerechnet beim Mitbewerber den ersten Platz im Fotowettbewerb die-Zeitschrift-Gemüse-wird-60-Jahre-alt zu erringen? Dafür brauche ich Eure Hilfe: bitte für das eigentlich wirklich ganz gut gelungene

abstimmen, den in Aussicht stehenden Barpreis werde ich selbstverständlich einem guten Zweck zuführen. Somit hätten wir dann alle Karmapunkte gesammelt. Besten Dank!“

Mitte Juli das Ergebnis (und die ASF-Freiwilligen bei AMOC in Amsterdam konnten sich über eine finanzielle Zuwendung freuen).

And the gift keeps on giving: Im Gemüse-Newsletter von Anfang September 2024 dann eine unerwartete Fortsetzung.

Blühstreifen XXL

Das naturgemäß am besten aus der Luft sichtbare Bodenbild entlang des Fluss Orbachs ist das Ergebnis einer Kooperation, die es so nicht alle Tage gibt: ein Startup aus dem Oberbayerischen, der in Bonn ansässige Telekommunikationsweltkonzern und die GbR dreier Landwirte vom südwestlichen Ausläufer der Köln-Aachener Bucht fanden sich zusammen, um im 40 ha großen Zuckerrübenschlag der AriWa GbR ein insgesamt rund 10 ha großes Telekom-Logo samt den erklärenden Wörtern #Green sowie Magenta einzusäen. Auf rund 3,2 Mio. Zuckerrüben kommen unweit der Burg Ringsheim mehr als 21 Mio. Wildblumen.

Konnten die Rüben Ende April noch mehr oder weniger in einem Rutsch gedrillt werden, war die Einsaat der Blühmischung deutlich aufwendiger. Gerade die runden Buchstaben hätten Christoph Jeken mehr Mühe bereitet als erwartet. Der Einsatz hat sich jedoch gelohnt. Es ist gerade die scharfe Trennlinie zwischen dem konventionell bewirtschafteten Zuckerrübenbestand mit seinem Ertragspotential von 70 t/ha und dem wilden Durcheinander der Blühmischung mit allem, was darin kreucht und fleucht, die beim Abwandern des Wildblumenlehrpfads zum Nachdenken anregt.

Schulen, Familien und Interessierte sind in den kommenden Wochen eingeladen, das Feld in Sichtweite der Euskirchener Zuckerfabrik zu besuchen und die faszinierende Welt der Biodiversität zu erkunden – ob unter fachkundiger Führung oder auf eigene Faust. Nähere Infos dazu auf www.green-magenta.com. Den Warnhinweis am Eingang des Feldes, ausreichend Getränke und vielleicht einen kleinen Snack mitzunehmen, sollte man durchaus ernst nehmen: die Drohne war schon lange außer Sichtweite, und es war noch nicht einmal der komplette #Green zu lesen.

Tim Jacobsen

Superlativ am Rhein

Der Name Engelhorn ist in Mannheim allgegenwärtig. Anfang des Jahres 1890 eröffnete Georg Engelhorn sein erstes Ladengeschäft im an den Mannheimer Planken gelegenen Quadrat O 5 – bis heute ist der Familienname in der Region ein Synonym für gehobene Einkaufserlebnisse. Ein anderer Engelhorn war nichts weniger als der Namensgeber für das Mitte des 19. Jahrhunderts höchsten Hochhauses der Bundesrepublik Deutschland. Das Friedrich-Engelhorn-Hochhaus musste 2013 zwar wegen schwerer Bauschäden abgerissen werden, Engelhorns Verdienste, die auch auf das Jahr 1865 zurückgehen, ficht das allerdings in keinster Weise an: vor ziemlich genau 158 Jahren gründete der Goldschmied und spätere Bürgerwehroberbefehlsinhaber in Mannheim die Badische Anilin- & Soda-Fabrik AG (BASF), deren Werksgelände dann allerdings auf der anderen Rheinseite gelegenen pfälzischen Ludwigshafen am Rhein angesiedelt wurde.

Und das kam so: Da infolge der durch die 1848er Revolution ausgelösten Wirtschaftskrise Engelhorns Goldschmiedewerkstatt in Schwierigkeiten geriet, suchte er sich im Sommer desselben Jahres ein anderes Betätigungsfeld. Mit zwei Partnern gründete er ein Gaswerk, das ebenfalls im Jahr 1848 die Produktion aufnahm. Und statt sich über den bei der Herstellung von Leuchtgases unweigerlich entstehenden Steinkohlenteer zu ärgern, synthetisierte er kurzerhand Anilin-Violett und andere Farbstoffe daraus, was 1861 zur  Anilinfarbenfabrik Dyckerhoff, Clemm und Comp führte. Da für die Produktion der Anilinfarben verschiedene Säuren benötigt wurden, erkannte Engelhorn schnell, dass sich die Gewinne erheblich steigern ließen, wenn der gesamte Fertigungsprozess vom Rohstoff zum Endprodukt in einer Hand liegen würde. Nachdem die angestrebte Zusammenarbeit mit dem Verein Chemischer Fabriken scheiterte, entschied sich Engelhorn dazu, die Produktion der Ausgangsstoffe in Eigenregie vorzunehmen.

Zusammen mit acht Teilhabern gründete er im April 1865 die Badische Anilin- & Soda-Fabrik (BASF). Da das bisherige Produktionsgelände zu klein wurde, wollte Engelhorn ein Grundstück am linken Neckarufer, auf der Mannheimer und damit badischen Rheinseite erwerben. Der Stadtrat war einverstanden, doch das letzte Wort hatte ein Bürgerausschuss. 42 Stimmen waren für den Verkauf des Geländes an die BASF, 68 dagegen. Noch am Nachmittag des 12. April 1865 ging Friedrich Engelhorn bei den Bauern auf der Ludwigshafener Rheinseite auf Einkaufstour. Anschließend machte er sich zügig an den Aufbau der Fabrik. Ein Glücksfall, wie sich noch öfters bestätigen würde. Nicht nur gab es linksrheinisch Platz satt, vergleichsweise früh wurde Ludwigshafen auch Schienen-mäßig erschlossen. Heutzutage werden auf dem zehn Quadratkilometer großen Werksgelände um die 39 000 Menschen beschäftigt.

Hintern den sieben Rheinkilometer, über die sich das Produktionsgelände erstreckt, verbergen sich rund 106 km Straße, 230 km Schiene und drei Bahnhöfe. Nicht weniger als 2850 Kilometer oberirdische Rohrleitungen sind auf dem größten zusammenhängenden Chemieareal der Welt verlegt und sorgen für kurze Wege beim Transport von Produkten und Energie. Wie die Rädchen ineinander greifen lässt sich am besten auf der Werkrundfahrt „Nachhaltigkeit in der Chemiestadt BASF“ in Erfahrung bringen. Wer dann noch wissen will, wie die Frische in die Zahnpasta kommt und was Sofas weichmacht, ist im 2000 m2 Visitor Center mit all seinen Wow-Momenten gut aufgehoben. Wer gerne Wein trinkt, sollte einen Stop in der BASF-eigenen Weinkellerei machen. Seit 1901 versorgt die gutsortierte Auswahl edler Tropfen Gesellschafter, Gäste und Mitarbeitende gleichermaßen.

Sechs Buslinien und rund 13000 charakteristisch rote Fahrräder sorgen dafür, dass alle auch an ihre Arbeitsplätze kommen, ausgebremst werden können sie allenfalls von den sog. AGVs. Die 16,5 m langen automated guided vehicles können bis zu 78 t transportieren. Voll automatisch dann auch das TCL, das sog. Tank Container Lager. Im Jahr 2000 ging das KVT, also das Kombiverkehrsterminal in Betrieb, seitdem wurden dort deutlich mehr als 6 Mio. Container umgeschlagen. Wenig bekannt ist, dass Ludwigshafen und die auf der anderen Rheinseite befindliche Produktionsstätte auf der durch die Rheinbegradigung entstandenen Friesenheimer Insel mit einem sich in 13 m Tiefe liegenden, begehbaren und 770 m langen Tunnel miteinander verbunden sind – eine der wenigen Unterquerungen des Rheins.

Im Nordhafen, einem von drei Häfen am Standort Ludwigshafen, kommt ein Großteil der benötigten Rohstoffe an. Eine Druckluftölsperre verhindert im Fall der Fälle den Austritt von Öl aus dem Hafenbecken. Aus Naphtha wird dann in sog. Steamcrackern unter anderem Ethen gewonnen, ein wichtiger Ausgangsstoff. Ohne den Steam Cracker 2, der ungefähr 13 Fußballfelder groß ist, läuft in Ludwigshafen so gut wie nichts. Rund vier Fünftel allen Inputs findet sich in irgendeiner Art von BASF-Produkt wieder, das restliche Fünftel wird thermisch verwertet. Mehrere Kraftwerke sorgen für die Stromversorgung des Verbundwerks, rein rechnerisch verbraucht der Standort Ludwigshafen ein Prozent des deutschen Stroms. Bis 2050 soll das Werk klimaneutral werden, bis dahin wird noch der eine und andere Kubikmeter Gas in Strom und Dampf verwandelt werden.

Nicht weiter verwunderlich ist Energie dann auch ein heikles Thema. Als Reaktion auf die Energiepreiskrise hatte BASF Anfang des Jahres bekannt gegeben,  etwa zehn Prozent seiner Anlagen am Stammsitz in Rheinland-Pfalz stilllegen zu wollen. Etwa 2500 Stellen sollen allein in Ludwigshafen wegfallen. Eine energieintensive Ammoniak-Anlage und damit verbundene Düngemittelanlagen sollen den Saprmaßnahmen zum Opfer fallen, die Nachfrage soll künftig vom belgischen Antwerpen aus bedient werden. Auf der letzten Bilanzpressekonferenz verwies BASF-Chef Martin Brudermüller darauf, dass die gesamte Chemieproduktion in Europa im vergangenen Jahr zurückgegangen sei. Machte das Geschäft in Deutschland im Jahr 2015 noch etwa ein Drittel der Gewinne von BASF aus, sei es im zweiten Halbjahr 2022 infolge der hohen Energiekosten defizitär gewesen.

Bilanztechnisch ins Kontor geschlagen haben auch die milliardenschweren Abschreibungen auf die Beteiligung am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea. Statt 5,5 Mrd. € Euro Gewinn wie im Jahr zuvor 2022 dann ein Verlust von rund 1,4 Mrd. €. Gleichzeitig bekannte sich Brudermüller zum Stammsitz Ludwigshafen: „Wir bleiben dem Standort treu, allem Abwanderungsgerede zum Trotz und auch mit Mut zur Weiterentwicklung.“ BASF sei auf einem sehr guten Weg hin zu einer klimafreundlicheren Produktion, setze beispielsweise mehr und mehr erneuerbare Energien ein. „Doch dafür sind wir in hohem Maße von externen Faktoren abhängig“ und verwies auf den Ausbau erneuerbarer Energien und der Wasserstoffinfrastruktur. Dem Vernehmen nach investiert BASF derzeit allein zehn Milliarden Euro in einen neuen Verbundstandort im Süden Chinas – nach dem Vorbild des Werks in Ludwigshafen – oder wie Brudermüller es nennt: man könne nicht „halbschwanger“ sein.

Tim Jacobsen

Hajo, des wisse mer doch, dass Monnem halt schee is

Vor ziemlich genau zehn Jahren stimmten die Mannheimer ab: Soll in ihrer Stadt die Bundesgartenschau 2023 stattfinden – ja oder nein? Klar war: Mannheim hatte mit mehr als 500 ha brachliegendes Gelände mehr oder weniger mitten in der Stadt ein wahrhaft großes Problem, das gleichzeitig ebenso unglaubliche Chancen bot. Riesige Flächen, ein spätes Erbe der US Army, konnten ein Grünzug, ein Naherholungsgebiet, eine Frischluftschneise, ein attraktives Wohnumfeld mit Gewerbe werden – der Phantasie waren kaum Grenzen gesetzt.

Eine Bundesgartenschau als „unterstützende Maßnahme“ käme da wie gerufen, dachte sich der Gemeinderat und stimmte im Februar 2013 einstimmig für die Bewerbung der Stadt. Basis war eine Machbarkeitsstudie, die in den eineinhalb Jahren zuvor gemeinsam mit Bürgern erarbeitet und im Oktober 2012 vorgestellt worden war. Die Bewerbung glückte. Doch plötzlich formierte sich Widerstand in der Bürgerschaft. Unzählige Artikel und Leserbriefe wurden geschrieben, Abgeordnete per Facebook, Email und Twitter mit Fragen gelöchert. Um Ruhe in die unruhevolle Dynamik zu bringen, beschloss der Gemeinderat, die Bürger selbst entscheiden zu lassen.

Die Befürworter der blühenden Landschaften erinnerten an die erfolgreiche Bundesgartenschau von 1975 und bekamen am Ende Recht. Dass eine Buga heutzutage keinesfalls mehr ein Selbstläufer ist, zeigt das Beispiel Rostock. Auch dort sollte die Bundesgartenschau der Booster für die Stadtentwicklung werden. In rund 70 Jahren Bundesgartenschau-Geschichte ist die 2025er Ostseeedition nun die erste Buga überhaupt, die abgesagt wurde. Nach einem etwas zähen: sie kommt, sie kommt nicht, sie kommt, sie kommt nicht, soll die letzte Abschlagszahlung der Hansestadt an die Deutschen Bundesgartenschaugesellschaft bei einer Viertelmillion Euro gelegen haben, womit Insidern zufolge die Stadt noch ganz gut weggekommen sein soll.

Auf die IGA 2027 Metropole Ruhr wird dann 2029 „Willkommen am Wasser“ im Oberen Mittelrheintal folgen. Ob dann zeitweise wieder mehr über schwarze Perücken, Kimonos, Sombreros und Ponchos als über das eigentliche Ereignis diskutiert wird, bleibt abzuwarten, stiehlt aber wie im Fall von Luisen- und Spinelli-Park dem eigentlichen Großereignis die Aufmerksamkeit. Es ist kein großes Geheimnis, dass die Quadratstadt Mannheim vielleicht nicht unbedingt Deutschlands schönste Metropole ist, gewinnt sie doch hauptsächlich durch das noch etwas tristere Ludwigshafen, verliert aber deutlich gegen das Neckar aufwärts gelegene Heidelberg.

Warum Mannheim eigentlich keine Schönheit sein kann, ist schnell erklärt: Die vom holländischen Festungsarchitekten Bartel Janson entworfene und ab 1606 gebaute Stadt war noch im Teenageralter, als Heerführer Tilly während des Dreißigjährigen Krieges die Mauern beschoss. Zuletzt ging fast die gesamte Innenstadt im Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs unter. Vielleicht war das ein Grund, warum Mannheim lange Zeit eher touristisches Brachland war, in das sich höchstens Geschäftsreisende verirrten. Nun soll die Buga23 von Mitte April bis Mitte Oktober rund zwei Millionen Besucher in die Stadt bringen.

Marco Polo kürte im Oktober vergangenen Jahres Mannheim gar zum Top-Reiseziel für 2023. Buga klinge zwar „nach Reisebussen und Old-School-Blumenanstarren“, heißt es darin, doch die Schau triggere auch die Städtebau-Aktivität, neben dem Spinelli-Park zwei weitere Ergebnisse der Bemühungen: eine Seilbahn und eine nicht ganz plangerecht fertiggestellte Unterwasserwelt. Und so ist die Buga23 dann wie die Stadt selbst: der Kontrast zwischen barockem Luisenpark und zerfranster Vorstadtlandschaft auf dem Militärgelände zeigt in beeindruckender Weise die Spannweite des städtebaulich ästhetisch Möglichen.

Wem bei all dem eher Plakativen der intellektuelle Tiefgang fehlt, ist dann wiederum in der 1909 gegründeten Kunsthalle bestens aufgehoben. Dass alles mit allem zusammen hängt, ist schon lange kein Geheimnis mehr, wie eng die Vernetzungen sind und wie stark der Einfluss der Erderwärmung auf jede Facette des Lebens ist, untersucht die Ausstellung „1,5 Grad. Verflechtungen von Leben, Kosmos, Technik“. Und wer nun auch damit nichts anzufangen weiß: neben dem Fahrrad, dem Traktor, dem Auto, der Fernwärme wurde auch  das Spaghetti-Eis in Mannheim erfunden – und das schmeckt nicht nur den paar Schnöseln, die in der einstigen Arbeiterstadt gelandet sind und meist BWL an einer in einem Barockschloss untergebrachten Universität studieren.

Tim Jacobsen

Bingewatchers aufgepasst

Waren wir nicht alle spätestens nach der 49. Folge von The Affair überzeugt davon, dass Dominic West und Noah Solloway ein und dieselbe Person sein müssen? Dann das: auf einmal sind Dominic West und Noah Solloway Prince Charles – bleibt die Frage: wer ist eigentlich Detective James McNulty?

Tim Jacobsen

Traum und Wirklichkeit: Eine Umfrage unter Jungjägern und solchen, die es werden wollen

Es sind die Räumlichkeiten und keinesfalls die Nachfrage, die bei der Bonner Jägerschaft die Teilnehmerzahl am Vorbereitungskurs auf die Jägerprüfung limitieren. So wird es dann bei 80 Jagdscheinaspiranten im Klassenzimmer zwar eigentlich nur ein durchaus ausbaufähiges bisschen kuschelig, mehr geht dann aber in parlamentarischer Bestuhlung eben rein platzmäßig nicht – selbst wenn Lehrgangsleiter Hermann Vreden dank jahrelanger Erfahrung ähnlich wie bei Fluggesellschaften üblich auch schon einmal einen Platz doppelt belegt.

Schließlich kann er im Regelfall nicht alle, die sich rechtzeitig angemeldet haben, auch beim ersten Kursabend begrüßen. Das Leben gehe nun einmal nicht immer nur in eine Richtung, und wenn dann bspw. ein Jobwechsel ansteht, rückt die Teilnahme am Vorbereitungskurs schnell wieder in den Hintergrund.

Im Februar wird jeweils das Anmeldeportal freigeschaltet, im April waren dieses Jahr dann alle Plätze für den im September gestarteten Jahreskurs vergeben. Auf dem Weg hin zur Prüfung geht dann immer noch der eine oder die andere verloren, so dass wiederum eine über die Jahre hinweg zahlenmäßig relativ konstante Schar an Prüflingen im Mai dem Prüfungskomitee gegenübertritt.

Numerischer Ausreißer nach unten war der Jahrgang, der im Jahr 2021 zur Prüfung antrat: nur gut zwei Drittel der sonst üblichen ziemlich genau 60 Prüflinge trauten sich im Corona-Fernunterrichtsjahr diesen Schritt zu – interessant dabei ist, dass auch 2021 wie im Jahr zuvor und danach genau sieben Prüflinge auch die Wiederholungsprüfung nicht bestanden. Liegt sonst die Durchfallquote um die zehn Prozent, stieg sie im Lockdownjahr auf über 15 Prozent.

Um mehr über die Motive und Erwartungen der am aktuellen Kurs Teilnehmenden zu erfahren, fühlten wir den Jagdscheinaspiranten mit einer Onlineumfrage auf den Zahn. Weit mehr als 50 % Rücklaufquote beweisen, dass die Kolleginnen und Kollegen gut bei der Sache sind.

Während gut ein Viertel der Teilnehmenden das Ganze relativ kurz entschlossen angegangen ist, gingen drei Viertel der Befragten schon längere Zeit mit der Idee schwanger – es hatte entweder zeitlich nie gepasst oder der letzte Schubs gefehlt. Mehr über Natur und Umwelt wissen zu wollen, war für mehr als zwei Drittel Ansporn für die Teilnahme, gefolgt von der Aussicht auf selbst erlegtes Fleisch. Als Städter wieder näher an die Natur war insgesamt ein weniger dringendes Anliegen, auch wenn „Hände schmutzig machen ist sexy“ explizit erwähnt wurde.

Der eigene Jagdhund spielte in den Überlegungen eine mehrfach genannte Rolle, eher exotisch dann der Wunsch, Falkner werden zu wollen. Die Funktionsfähigkeit des Oberstübchens zu testen war als Teilnahmegrund ähnlich oft genannt wie ein gewisser gesellschaftlicher Druck durch Freunde und Familie.

Zwei Drittel der Befragten hatten knapp drei Monate nach Kursbeginn bereits mit dem Lernen begonnen, die Hälfte war in eine Lerngruppe integriert. Nach bestandener Prüfung wollten zwei Drittel die Dinge auf sich zukommen lassen, ein Viertel wusste bereits, wie es jagdlich weitergehen wird. Drei Viertel konnten sich vorstellen, in einem Revier mitzuarbeiten, ein Viertel der Befragten konnte sich vorstellen, mittelfristig selbst Pächterin oder Pächter zu werden, genauso viele wie gerne einem Jagdhornensemble beitreten wollten.

Spannend war nun natürlich, die vorhergehenden Jahrgänge in die Umfrage einzubeziehen, um ein Bild davon zu erhalten, wie die gemittelte Jagdkarriere nach der Prüfung dann so weitergeht. Mit über 100 Aufrufen war auch hier der Rücklauf mehr als zufriedenstellend, zumal auch Personen, die die Prüfung letztendlich nicht bestanden hatten, den Fragebogen ausfüllten und so den Eindruck bestätigten, dass sich ein gesunder Querschnitt durch die Jahrgänge in den Antworten wiederfinden lässt.

Die Hälfte der Antworten stammte vom 2022er Prüfungsjahrgang, der Rest der Rückmeldungen verteilte sich gleichmäßig auf die beiden vorhergehenden Jahrgänge. Ein knappes Fünftel der Befragten musste in die Wiederholungsprüfung. Ein gutes Viertel gab – deckungsgleich mit der Befragung der aktuellen Kursteilnehmenden – an, schon vor dem Ablegen der Prüfung gewusst zu haben, wie es jagdlich weitergehen würde. Jeder Zehnte gab an, damals nicht gewusst zu haben und vielleicht auch heute immer noch nicht zu wissen, ob das Ganze überhaupt das Richtige ist.

Bei manchen ist das Jagen eher eine Option für später, zumindest eine Person brauchte den Jagdschein für die Laufbahnbefähigung. Immerhin jeder fünfte Befragte gab zu Protokoll, aktiv Jagdhorn zu spielen, genauso viele erklärten, in der Kreisjägerschaft aktiv zu sein. Mehr als die Hälfte gab an, Begehungsschein-oder-irgendetwas-in-der-Art-Inhaber zu sein, also jagdlichen Anschluss gefunden zu haben, wobei die Tendenz mit zunehmendem zeitlichen Abstand zur Prüfung stieg.

Jagdlich Anschluss zu finden hatte sich gut ein Drittel einfacher vorgestellt, knapp die Hälfte gab an, dass dies insgesamt eher mittelprächtig klappen würde, während ein Viertel fand, dass das doch eigentlich ganz easy sei. Mittelfristig soll es bei einem Drittel der Befragten ein eigenes Revier werden, bei gut der Hälfte gehört dann auch ein Jagdhund dazu. Und während die einen unbedingt noch den Fallenjagdschein machen wollen, gehen die anderen lieber beizen.

Lag die Anzahl Jagdscheininhaber bis zur Wende relativ konstant bei rund 260 000, stieg sie in Folge der Wiedervereinigung auf über 310 000 an. Im letzten Jahr wurden bundesweit erstmals offiziell über 400 000 Jagdscheininhaber ausgewiesen. Auch die Anzahl der Jagdreviere stieg im Zuge der Wiedervereinigung – allerdings vorrausichtlich das erste und letzte Mal in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Anzahl Jagdreviere in Nordrhein-Westfalen ist mit gut 8400 Revieren relativ konstant. Zieht man davon noch die rund 4000 Eigenjagden ab, wird schnell klar, warum in der Umfrage wiederholt beklagt wurde, dass „ohne Beziehungen nichts geht“.

Tim Jacobsen

Mit Beginn des Jagdjahres endet der -kurs

Es dauerte bis in den tiefsten Winter, bevor sich die 80 Jagscheinaspiranten, die sich Anfang September des vergangenen Jahres zum Kursbeginn im Duisdorfer Berufskolleg einfanden, auch einmal ohne Masken von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden. Waren es im Regelschulbetrieb die allgemeinen Hygienevorschriften, die das dauerhafte Tragen einer Mundnasenbedeckung verlangten, waren es am Schießstand in Bad Neuenahr dann die Sicherheitsbestimmungen, die das Tragen einer solchen verboten.

Bevor Mitte Januar für so manchen zum ersten Mal im Leben das Kommando „Feuer frei“ anstand, folgte in mindestens genauso vielen Fällen in den ersten Kurswochen erst einmal die große Ernüchterung. Irgendwie war es ja klar, dass das „grüne Abitur“ nicht umsonst zu haben sein wird, dass es aber tatsächlich bedeuten würde, dem Sozialleben für das kommende Dreivierteljahr weitgehend Lebewohl zu sagen, wurde dem einen früher, dem anderen später bewusst.

Die ganz harten setzten darauf, mit Hilfe von etwas großzügiger geplantem Urlaub und dem Vertrauen auf die eigene Auffassungsgabe und Konzentrationsfähigkeit die dreiteilige Prüfung meistern zu können. Angesichts der gemeinsamen Buchbestellung, die neben dem Neunhundertseiter Krebs auch das zehnbändige Standardwerk Heintges umfasste – dazu kamen je nach Wunsch auch Lernkärtchen, Fachzeitschriften und Internetportalzugang – konnte einem allerdings schon etwas mulmig werden.

Informationen zum Kursangebot der Jägerschaft Bonn e.V. lassen sich unter https://www.js-bonn.de/jaeger-werden/ abrufen

Ernüchternd dann auch die Auswertung der eigenen Antworten auf die Fragen eines „hätten Sie es gewusst“ einer einschlägigen Fachzeitschrift zu Kursbeginn. Um nicht in Endzeitstimmung zu verfallen, blieb nur die Hoffnung, dass in dieser Ausgabe wohl besonders schwierige Fragen gestellt worden waren. Nachdem dann allerdings die Erfolgsquote in der nächsten Ausgabe nicht wesentlich höher lag, wurde einmal mehr deutlich, dass zwar der Prüfungstermin schon feststand, die Prüfungsreife aber noch harter Arbeit bedurfte.

Es war zwar zugegebenermaßen mitunter penetrant und auch etwas nervig, wenn Lehrgangsleiter Herman Vreden seine Mails mit Hinweisen auf anstehende Termine mit den Worten „ich hoffe, dass ich Euch gerade beim Lernen störe“ einleitete, erinnerte aber im sonstigen Berufs- und Familientohuwabohu daran, dass der Countdown unaufhaltsam läuft. Und so wurden die Jagdbücher treue Begleiter, fuhren mit auf Familienbesuch nach Berlin, durften im Winter die Alpen aus der Nähe sehen und an Ostern auch einmal Strandluft schnuppern.

Termine gab es zuhauf: Zur Doppelstunde Theorie am Dienstag- und Mittwochabend kamen sonntags die Reviergänge dazu, ab Januar jeweils am Samstag die Schießausbildung. Ab und an sollte man dann auch schon einmal an einer Drückjagd teilnehmen, und je näher der Prüfungstermin rückte, umso mehr häuften sich die Wiederholungsabende. Obendrauf dann noch die Lerngruppe. Denn auch an diesem Punkt vertrauten wir blind auf den Rat des Lehrgangleiters: „Einzelgänger werden es schwer haben“.

Auch wenn mit Sicherheit jeder der Kursteilnehmer auf irgendeinem Gebiet riesengroße Expertise hatte und stundenlang aus dem Nähkästchen plaudern konnte, ist es doch etwas anderes, fünf oder zehn Minuten sinnstiftendes zu Mardern, Dachsen und Luchsen, Haubentauchern, Waldschnepfen und Meeresenten von sich zu geben und Fragen zu beantworten. Noch dazu, wo das jagdbare Wild dann letztendlich nur einen kleinen Teil des Lernstoffs darstellt, mindestens genauso wichtig ist der Rest der schier unerschöpflichen Fauna und Flora.

Haar- und Federwild, Naturschutz, Land- und Waldbau lagen dann vielleicht denjenigen besser, die dann wiederum bei Wildhege und –schadensverhütung, Jagdrecht, Waffenkunde, dem Jagdbetrieb oder den-hunden, den Wildkrankheiten oder der -brethygiene mehr Probleme hatten. Und wer sich auf dem Schießstand mit „dem laufenden Keiler“ schwer tat, zeigte dann vielleicht Begabung für das Tontaubenschießen oder den kleinkalibrigen Schuss auf ein nicht bewegtes Ziel in 100 m Entfernung. Und da keines dieser Themen weniger wichtig als ein anderes war, blieb nur, sich auch für wesensferne Sachgebiete zu begeistern.

Bei wie vielen die Begeisterung dann tatsächlich bis zum Ende vorgehalten hat, lässt sich abschließend erst nach der Nachprüfung im September berichten. Fielen der schriftlichen Prüfung, die im Ratssaal des Bonner Stadthauses ähnlich wie das Zentralabitur zeitgleich mit dem Rest Nordrhein-Westfalens abgehalten wurde, nur wenige Jagdscheinaspiranten zum Opfer, stieg die Durchfallquote bei der abschließenden mündlich-praktischen Prüfung im Bonner Haus der Natur im Anschluss an die Schießprüfung beträchtlich.

Tim Jacobsen

Prunus serrulata `Amanogawa´ kurz vor der Vollblüte

Bis Ende der 80er Jahre ähnelte die Bonner Altstadt einem in die Jahre gekommenen Handwerkerviertel. Im Zuge einer umfassenden Stadteilsanierung wurden nicht nur historische Fassaden erneuert und der Verkehr beruhigt; mit dem Ziel, die Wohnqualität im Viertel zu verbessern, wurden auch Straßen und Hinterhöfe begrünt. Die Japanischen Blütenkirschen am Wegesrand sollten dabei einen besonderen Farbakzent setzen. Dass die rosa Blüten einst zum Publikumsmagneten und Markenzeichen der Bundesstadt werden würden, konnte seinerzeit niemand ahnen. Der Kälteeinbruch zum Wochenende hat den Aufgang der Blüten noch einmal leicht verzögert, bis spätestens Anfang Mai wird der Blütentraum dann allerdings mit Sicherheit ein Ende haben.

Tim Jacobsen

Wir haben alle Chancen, die Herausforderungen für unser Land zu lösen

Ziffern alleine erzählen meistens nicht die ganze Geschichte: wer beispielsweise liest, dass die Niederlande nach Brasilien der größte Nettoexporteur von Agrarprodukten sind, kommt schnell auf den Gedanken, dass dies den europäischen Exportsubventionen für Milch, Getreide und Zucker zu verdanken wäre. Schließlich hat sich in vielen Köpfen die Idee festgesetzt, dass die europäische Agrarwirtschaft nur dank einer mehr oder weniger großzügigen Brüsseler Subventionspolitik überleben könne.

In Wahrheit wird der weitaus größte Teil der niederländischen Agrarexporte mit Produkten erwirtschaftet, die überhaupt nicht in Anmerkung für Subventionen kommen. Kaum jemand wird vermuten, dass niederländische Unternehmen beispielsweise die Exportmärkte für Kokosöl (68 %), Cashewnüsse (64 %), Kakaobutter (55 %) und –puder (54 %) dominieren. Schon vorstellbarer ist, dass Muscheln mit 51 % Weltexportmarktanteil zu den 15 stärksten Exportprodukten der Niederlande zählen. Niemanden überraschen wird die Tatsache, dass niederländische Schnittblumenexporte in einer Größenordnung von knapp 3 Mrd. € einen Exportmarktanteil von 84 % erreichen. Ähnlich stellt sich die Situation bei Blumenzwiebeln dar.

Bereits heute hat jeder dritte LKW, der auf den Straßen unseres westlichen Nachbarlandes unterwegs ist, Agrarprodukte geladen

Tim Jacobsen

Obwohl in Europa die staatlichen Ausgaben für Landwirtschaft nur 0,5 % des gesamteuropäischen Bruttosozialproduktes und damit weniger als ein Hundertstel der Summe aller Staatsausgaben ausmachen, sind die Zahlungen aus Brüssel mit Sicherheit aber auch keine vernachlässigbare Größe.

Stellt man den Anteil Subventionen, den einzelne Länder aus dem Gesamttopf erhalten, dem Anteil der einzelnen Länder am gesamteuropäischen Produktionswert gegenüber, fällt auf, dass das als Agrarsubventionsempfänger verschriene Italien zwar 13,1 % der gesamteuropäischen Subventionen für den Agrarbereich bezieht, allerdings auch 15,2 % des gesamteuropäischen Agrarproduktionswertes erwirtschaftet.

Bei Frankreich hält sich der Anteil Subventionen mit dem Anteil Produktionswert noch genau die Waage (12,6 %), bei Spanien (13,7 % zu 13,1 %) genauso wie bei Deutschland (15,7 % zu 14,5 %) dreht sich das Zünglein allerdings bereits in Richtung Subvention. Einziger deutlicher Ausreißer bei diesem innereuropäischen Vergleich sind mit einem Verhältnis von 7 % zu 2,6 % die Niederländer.

Die Niederlande, immerhin eines der am dichtesten besiedelten Länder der Welt, erzielten im Jahr 2005 allein mit Agrarprodukten einen Exportüberschuss in Höhe von 22,6 Mrd. €. Während der Flächenstaat Deutschland Nettoimporteur von Agrarprodukten ist, werden in den Niederlanden fast drei Viertel des Außenhandelssaldos in Höhe von 31,5 Mrd. € mit Agrarprodukten bestritten.

Obwohl von dieser Entwicklung auch Bereiche fernab der Landwirtschaft profitieren, sind dem Wachstum der Bedeutung der Niederlande als Drehscheibe des internationalen Handels mit Agrarprodukten allerdings Grenzen gesetzt: Bereits heute hat jeder dritte LKW, der auf den Straßen unseres westlichen Nachbarlandes unterwegs ist, Agrarprodukte geladen.

Tim Jacobsen

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