Als Jeremy Clarkson im Dezember 2022 eine Kolumne in The Sun veröffentlichte, in der er davon träumte, dass die Frau des Bruders des britischen Thronfolgers eines Tages nackt durch die Straßen des Vereinigten Königreich paradieren und dabei von einer aufgebrachten Menge mit Exkrementen beworfen werde, geriet er nicht zum ersten Mal in das Auge eines veritablen Shitstorms. Clarkson, der sich selbst als „Petrolhead“ bezeichnet, polarisiert und provoziert durch grenzwertige, politisch unkorrekte Äußerungen und mehr als nur satirisch-ironische Seitenhiebe – was vor vielen Jahren bereits dazu führte , dass die altehrwürdige BBC seinen Top Gear-Vertrag nicht verlängerte. Die nicht ganz so kritischen Kollegen von Amazon Prime Video hat er mit seinen zweifelhaften Äußerungen nun ähnlich weit gebracht.
Die zweite Staffel von Clarkson´s Farm war zu der Zeit allerdings bereits abgedreht und auch eine dritte Staffel im Kasten. Dem Vernehmen nach soll danach nun aber auf jeden Fall Schluss sein. Und so lässt sich dann in Zeiten von Cancel Culture ein ungutes Gefühl nicht ganz verheimlichen, was Clarkson allerdings alles widerfährt, bevor er am Ende der zweiten Staffel dann tatsächlich erste Gäste in seinem Hofrestaurant begrüßen kann, ist dermaßen unterhaltsam und aus dem Leben gegriffen, dass es den alltäglichen Wahnsinn auf den Höfen nicht nur im Vereinigten Königreich in kaum zu übertreffender Weise dokumentiert. Um einmal mehr den Spagat zwischen unternehmerischer Freiheit, missgünstiger Nachbarschaft und Auflagen-orientierten Behörden gewissermaßen im Extremform aufzuzeigen, brauchte es ein charmantes Ekel wie Clarkson, der in Clarkson´s Farm das spielt, was er am Besten kann: sich selbst.
Tim Jacobsen
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