Es fehlte am Mittwoch nur noch ein letzter Volley: Roger Federer hatte wie schon so oft mit schnellen Schritten seine Rückhand umlaufen, danach mit der Vorhand attackiert und war ans Netz gestürmt. Sein Gegner Hubert Hurkacz hatte sich zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich mit dem unausweichlich scheinenden bereits abgefunden – es kam jedoch ganz anders: Federer bekam beim Stand von 2:3 im Tiebreak den heranfliegenden Ball nicht über das Netz, 29 Minuten später hatte er nicht nur den ersten und den zweiten, sondern ohne Punktgewinn auch den dritten Satz verloren.
Der 39-Jährige erlebte am 7.07.21 seinen eigenen, ganz besonderen Federermoment – der so ganz anders als die Federermomente war, die das Publikum von ihm gewohnt ist. Ob Federer dies zum Anlass nehmen wird, sich aus dem Tennissport zurück zu ziehen oder ob er nach den Olympischen Spielen doch noch bei den US Open antritt, wird sich zeigen. Im Interview mit David Foster Wallace erklärte er vor fünfzehn Jahren: „Es ist mein Körper, der entscheidet, wie lange ich spielen werde. Wenn Sie ein bestimmtes Alter erreichen, scheint es, als gäbe es eine Uhr, die die Zeit zählt. Es ist klar, dass früher oder später diese Zeit kommen wird.“
Mit der zweisprachigen Ausgabe von Fosters: „Roger Federer. Eine Huldigung“ erinnert der KIWI-Verlag an die „übermenschliche Karriere“ des Schweizers und erlaubt einen Blick hinter die Kulissen des ältesten und prestigeträchtigsten Tennisturniers der Welt. 112 Seiten kosten 10 € und sind wahrscheinlich eine der letzten Möglichkeiten, auch dem Menschen Federer näher zu kommen und mehr darüber zu erfahren, was ihn antreibt und wie er es schafft, auch in seiner 24. Profisaison die Menschen zu verzaubern.
Tim Jacobsen
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