„Gunda“, der vorerst letzte Filmstreich von Wiktor Kossakowski ist ein Film, der nicht nur, aber vielleicht besonders gut auch in die Weihnachtszeit passt, denn zunächst heißt es einmal durchhalten: minutenlange Studien vom Schwein, später auch vom Huhn und vom Rind sind auch für für Agrarthemen aufgeschlossene Menschen kein täglich Brot. Und während die Tiere einfach nur Tiere sind, werden sie unter unserer Beobachtung langsam zu Individuen. Fast wie im richtigen Leben gibt es augenscheinliche Verlierer, während die Gewinner das tun, was Gewinner auch im richtigen Leben gerne tun, nämlich allen anderen tüchtig auf die Nerven zu gehen.

Der hochauflösenden Schwarz-Weiß-Kamera bleibt kein Detail verborgen, gesprochen wird nicht, alle Sinne beschränken sich auf das Sehen. Nichts wird erklärt, nicht Freiland- gegen Massentierhaltung ausgespielt. Die Szenen spielen nicht in heutzutage gängigen Stallanlagen, die Tiere leben eher so, wie es früher vielleicht einmal üblich war. Nach rund eineinhalb Stunden Tierdoku kündigen dann Traktorengeräusche den ersten Auftritt von Menschen an. Und schon wird aus dem streckenweise etwas längenbehafteten Film eine Begegnung mit der sehr existentiellen Frage danach, woher das Steak auf dem Teller eigentlich kommt – was dann ja eher wieder in die Osterzeit passen würde.

Tim Jacobsen