Das Nachmittagsprogramm des 15. IVG Forums Gartenmarkt startete im Kampf gegen das Suppenkoma interaktiv – Quizmaster Andreas Steinle legte dem Auditorium eine Reihe von Fragen zum Thema Künstliche Intelligenz (KI) vor, die mit zu wenig Zeit, um das allwissende Internet befragen zu können, beantwortet werden sollten.
Team „Du weißt schon“ konnte sich den ersten Platz sichern und um unseren geneigten Lesern nun nicht das Vergnügen zu nehmen, selbst grübeln zu dürfen, falls Sie einmal in eine ähnliche Veranstaltung geraten sollten, sei an dieser Stelle nur so viel verraten: das naheliegendste ist, wie so oft im Leben, nicht immer die beste Lösung.
Damit rollte der Geschäftsführer des Zukunftsinstituts gewissermaßen auch den roten Teppich aus für den zumindest dem Programmverlauf nach main act des Tages. Niemand geringerer als Sascha Lobo, der Mann mit dem bunten Irokesen, versuchte KI und Gartenwelt unter einen Hut zu bringen. Die vielleicht größte Überraschung gleich zu Beginn:
Lobo, bei dem man nicht überrascht wäre, würde er tatsächlich im Internet wohnen, outete sich nicht nur als Gartenbesitzer, sondern auch als Garten- und Heimwerkermarktbesucher, der noch dazu deutlich mehr Geld ausgeben würde, gäbe es technisch ausgereiftere Lösungen, die, etwas zugespitzt formuliert, mindestens Internet-fähig, am Besten Cloud-basiert seien und irgendwo sollte bestenfalls irgendwas mit KI passieren.
Wenn man Lobo schon einmal zugehört hat, erinnert man sich schnell daran, dass ein bisschen Deutschland-Bashing zum guten Ton gehört. Wir sind und bleiben nun einmal digitale Schnarchnasen und als Investitions-averses Land drohe uns nichts weniger als der Niedergang:
„Wenn unser Land da nicht mächtig nachzieht, wird es in zehn Jahren kein wohlhabendes Land mehr sein.“ Während nahezu überall auf der Welt bahnbrechende digitale Entwicklungen vermeldet werden, würden „deutsche Medien noch über Faxgeräte Vergleichstests berichten.“
Eines der Probleme sei, und das ist ein bisschen Lobos Mantra, die „Arbeitskultur“ bei uns. Wir müssten eigentlich, statt „alles erst bis zur Perfektion auszuprobieren“, uns eher „voranscheitern“.
Sonst werden wir bald nur noch „Produkte für die Vergangenheit“ entwickeln, da der Rest der Welt schon „fünf Generationen“ weiter sei. Einmal über den Atlantik ginge nun einmal alles etwas schneller. Moderna bspw. entwickelte in nur 48 Stunden mit Hilfe von Datenströmen einen Covid 19-Impfstoff. Dass es noch Zeit brauchte, bis der dann tatsächlich auf den Markt kam, lag an behördlichen Auflagen.
Einmal nicht Kodak oder Nokia zeigte Lobo am Beispiel von WeightWatchers, wie schnell die Entwicklung über einen hinweg sausen kann. Die Möglichkeit, mit Hilfe von KI eine sehr akkurate Schätzung des Kaloriengehalts der auf einem Handyfoto abgebildeten Mahlzeit zu haben könnte in Gewichtsreduktionswilligen Haushalten Waagen und entsprechend kostenpflichtige Abnehmgemeinschaftsabos überflüssig machen.
Von unseren Bademeistern wird in Zeiten des Fachkräftemangels wahrscheinlich keiner arbeitslos werden, dank einer KI, die auffällige Bewegungsmuster entdeckt und Alarm auslöst, wenn jemand in Not ist, könnten aber zukünftig vielleicht wieder mehr Schwimmbäder geöffnet werden, die jetzt noch aus Personalmangel geschlossen bleiben müssen.
Und wahrscheinlich wäre auch der Basilikum, den er als bekennender Techie mit einem Indooranzuchtgerät anzuziehen versucht hat, , besser geraten, hätte sich die Maschine KI-Unterstützung holen können. Im Großen ginge das ja auch schon: KI gesteuert lassen sich Schädlinge und Unkräuter zweifelsfrei zuordnen. Lobo nannte CropX und Plantix als Beispiele für KI-Unterstützung in der Landwirtschaft, MyGardenGPT.com entsprechend ein Beispiel für den Galabau.
Um mit einer guten Nachricht für die Anfang November in Düsseldorf zahlreich anwesenden Gartenmarktverantwortlichen das Forum Gartenmarkt zu beschließen, prophezeite Lobo, dass Garten- und Heimwerkermärkte gewissermaßen prädestiniert dafür seien, im Abverkauf „menschlicher“ Roboter in nicht allzu ferner Zukunft eine große Rolle spielen zu können.
Wer nun Lust auf mehr von und mit Lobo bekommen hat, sollte je nach verfügbarer Zeit entweder in den 158. Podcast von „Hotel Matze“ oder den fast sechseinhalbstündigen „Alles gesagt“ vom 6.12.2022 reinhören.
Tim Jacobsen
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