"Now, here, you see, it takes all the running you can do, to keep in the same place. If you want to get somewhere else, you must run at least twice as fast as that!"

Kategorie: Obst (Seite 5 von 5)

Stillstand bedeutet Rückschritt

Die Vorschauen auf die Fachmessen dieses Jahres vermitteln den Eindruck, als ob Produktivität und Effizienz Vokabeln seien, die erst seit kurzem Eingang in den Wortschatz der Gärtner gefunden hätten. Kostenreduzierung, Zeitersparnis und eine effiziente und verantwortungsvolle Bewirtschaftungsweise scheinen heutzutage zwar unabdingbarer denn je, wenn der eigene Betrieb auf nationalen und internationalen Märkten konkurrenzfähig bleiben soll. Aber war das streng genommen nicht schon immer so?

Wer erinnert sich heute noch daran, dass zu Beginn der fünfziger Jahre kaum die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln gesichert war? Ziel der Gemeinsamen Agrarpolitik der europäischen Staaten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts war es zunächst, die Produktivität der landwirtschaftlichen und gärtnerischen Produktion zu steigern. Neben einer ausreichenden Versorgung der Verbraucher und einer Stabilisierung der Märkte sollten Effizienz- und Produktivitätssteigerungen auch dazu dienen, ausreichende Einkommen in Landwirtschaft und Gartenbau zu sichern. Allerdings widersprach die Zielvorgabe der Belieferung der Verbraucher mit Lebensmittel zu angemessenen Preisen dem Ziel, den Produzenten, die an hohen Preisen zugunsten ihrer Einkommen interessiert sind, eine angemessene Lebenshaltung zu gewährleisten.

Butterberg und Milchsee waren Schlagwörter, die den Erfolg einer Politik kennzeichneten, die zu Effizienzsteigerung anhielt. Als Folge des Anstiegs der Produktivität wurde der Abbau von Überschüssen landwirtschaftlicher Produkte zu einem der zentralen Themen der europäischen Agrarpolitik. Die Änderung der politischen Rahmenbedingungen führte dazu, dass in denjenigen Betrieben, die das so genannte Höfesterben überlebten, intensiv über teils einschneidende Veränderungen nachgedacht werden musste, um weiterhin bestehen zu können.

Freuen wir uns auf Neuheiten, Ideen, Anregungen und Impulse, aber auch auf fachlichen Austausch und, nicht zu vergessen, Ermutigung, wo sie Not tut

Tim Jacobsen

Eine der großen Herausforderungen der Landwirtschaft des 19. Jahrhundert bestand darin, eine schnell wachsende Bevölkerung zu versorgen. Dass dies nicht nur gelang, sondern die Qualität der Ernährung erheblich gesteigert wurde, gehört zu den großen Leistungen des 19. Jahrhunderts. Bis etwa um die Jahrhundertwende war die wirtschaftliche Situation für die Landwirtschaft im Allgemeinen relativ günstig, danach verschlechterte sie sich nach und nach. Dies lag vorrangig daran, dass die deutsche Landwirtschaft sich plötzlich Konkurrenten gegenüber sah.

Wichtige Impulse gingen dabei von den USA aus. Nach dem Ende der Sezessionskriege wurden die Anbauflächen für Getreide erheblich ausgedehnt. Da es aber an ausreichend Arbeitskraft fehlte, gab es schon früh eine im Vergleich zu Deutschland viel stärkere Tendenz zur Mechanisierung, was wiederum zu einer erhöhten Produktivität führte. Für die steigenden Produktionsmengen gab es in den USA bald keinen ausreichenden Markt mehr. Mit dem Ausbau des amerikanischen Schienennetzes und des Aufkommens der atlantischen Dampfschifffahrt drängte amerikanisches, bald aber auch russisches und indisches Getreide auf den deutschen Markt

Darauf war die Landwirtschaft in Deutschland wenig vorbereitet. Erst mit der massiven Abwanderung vieler Landarbeiter zur Jahrhundertwende setzte eine stärkere Mechanisierung auf den landwirtschaftlichen Gütern ein. Der abnehmende Stellenwert des Agrarsektors im Laufe des industriellen Strukturwandels entspricht dabei einem allgemeinen volkswirtschaftlichen Entwicklungstrend, wie er in den meisten Industriestaaten in den letzten zwei Jahrhunderten zu beobachten war.

Dabei wird jedoch gerne übersehen, dass das Wachstum der landwirtschaftlichen Produktivität gleichzeitig auch Vorraussetzung für diese Entwicklung war. Zum einen musste eine wachsende Bevölkerung ausreichend ernährt werden, zum anderen mussten Arbeitskräfte aus der Landwirtschaft freigesetzt werden um an der Industrialisierung teilnehmen zu können. Überhaupt konnten erst die Wohlstandssteigerungen dank der Produktivitätszunahme die Voraussetzung für eine vermehrte Nachfrage nach industriellen Gütern schaffen.

Laut einer aktuellen Einschätzung des Bundestages handelt es sich bei Landwirtschaft und Gartenbau um einen leistungsfähigen und innovationsfreundlichen Sektor mit erheblicher volkswirtschaftlicher Relevanz, mehr noch, um einen Kernbereich der deutschen Wirtschaft. Die Steigerung der Bruttowertschöpfung im Agrarsektor lag in den vergangenen Jahren deutlich höher als in vielen anderen Branchen. Wahrscheinlich stellt das Agrobusiness sogar den Sektor der deutschen Wirtschaft mit der höchsten Produktivitätssteigerung dar. Es liegt an der Politik, dem Impulsgeber Landwirtschaft die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu geben – und so einen unverzichtbaren Beitrag zu mehr Wachstum; Innovation und Arbeitsplätzen zu leisten.

Ende August zeichnete Renate Künast drei Preisträger mit dem Innovationspreis Gartenbau aus. Der mit insgesamt 10 000 € dotierte Preis wird seit 1997 an Unternehmen verliehen, die durch ihr Beispiel andere zum Nachahmen anspornen. Die diesjährigen Auszeichnungen wurden für Innovationen im Bereich der Pflanzenzüchtung, der Gewächshaustechnik und der überbetrieblichen Absatzkooperation vergeben. „Ich bin immer wieder erstaunt und erfreut über den Ideenreichtum im Gartenbau“, so die damalige Verbraucherschutzministerin bei der Preisverleihung.

Fortschritte in der Züchtung neuer Sorten, leistungsstärkere Pflanzenschutzmittel und verbesserte Produktionsmethoden sorgen im Gartenbau für stetigen Wandel. Elektronische Datenverarbeitung und Informationstechnologien veränderten viele Bereiche grundlegend. Drahtlose Datenübertragung und Positionierungstechniken werden auch in Zukunft dabei helfen, optimale Strategien mit bestmöglicher Präzision zu entwickeln. Moderne Landtechnik ist bodenschonend und kraftstoffsparend – weniger denn je stellen Umweltschutz und gärtnerische Produktion einen Gegensatz dar.

Blicken wir also mit Spannung auf den Messeherbst und freuen wir uns auf Neuheiten, Ideen, Anregungen und Impulse, aber auch auf fachlichen Austausch und, nicht zu vergessen, Ermutigung, wo sie Not tut.

Tim Jacobsen

Wer, wenn nicht wir?

Jeder könne etwas für mehr Beschäftigung in Deutschland tun, schrieb Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast Anfang August in der „Bild am Sonntag“. „Er muss sich nur überlegen, wo die Produkte hergestellt sind, die er kauft“. Babypuppen kämen aus China, Strampler aus der Türkei, Turnschuhe aus Vietnam. „Das gibt es alles auch von deutschen Herstellern“, hatte die Grünen-Politikerin erklärt.

Von Seiten der Wirtschaft wurde der Aufruf zum Kauf deutscher Produkte heftig kritisiert. Dabei wurde auf die volkswirtschaftlichen Folgen hingewiesen, die ein Boykott deutscher Produkte im Ausland haben würde. Zudem sei der Ruf nach national orientiertem Kaufverhalten angesichts der Vielzahl von ausländischen Vorprodukten in deutschen Waren vollkommen unsinnig. Den von Verbandsvertretern geäußerten Vorwurf der „Bauernfängerei“ wies Künast in Folge energisch zurück. Sie habe nicht zu einem Boykott ausländischer Produkte aufgerufen, sondern auf den Zusammenhang zwischen Kaufentscheidungen und Arbeitsplätzen hingewiesen. Mit der Kaufentscheidung schließlich bestimme der Konsument auch, unter welchen Bedingungen und zu welchen Umwelt- und Sozialstandards etwas hergestellt werde.

Der „Sächsischen Zeitung“ sagte Künast wenige Tage später, dass die Schuld an der Abwanderung von Jobs auch bei denjenigen zu suchen sei, die aus Preisbewusstsein billigere, im Ausland produzierte Waren kaufen. „Die Geiz-ist-geil Mentalität … macht viele Arbeitsplätze kaputt“. Wenn sich diese Haltung weiter durchsetze, werde bald überhaupt nichts mehr in Deutschland produziert. Es hätte dann laut Künast auch keinen Sinn mehr, „hier Erdbeeren oder Wein anzupflanzen“.

Mit Blick auf die Produktpalette des deutschen Gartenbaus sollte ein solcher Aufruf eigentlich überflüssig sein. Schließlich hat die einheimische Produktion mit ihren hohen Umwelt-, Verbraucherschutz- und Sozialstandards alle Trümpfe auf ihrer Seite. Gütezeichen und Prüfsiegel sollen das Vertrauen der Verbraucher in die Qualität und Sicherheit der Produkte stärken und dem Erzeuger Erlösvorteile durch höhere Preise sichern.

Seit mehr als 35 Jahren hat sich der Absatzfonds auf die Fahnen geschrieben, die Wettbewerbsfähigkeit und die Erlössituation der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft zu verbessern. Eine der Hauptaufgaben des Absatzfonds ist es, durch Werbemaßnahmen landwirtschaftliche Produkte in das Bewusstsein der Verbraucher und des Handels zu bringen, um dadurch die Nachfrage zu steigern. Leider scheinen die jahrelangen Bemühungen des Absatzfonds von geringem Erfolg gekrönt zu sein.

Die positiven Auswirkungen des Konsums einheimischer Produkte auf Umwelt, Wirtschaft und Klima fielen leider dem hitzigen Schlagabtausch zum Opfer

Tim Jacobsen

Schwarze Schafe innerhalb der Gartenbaubranche tun ein Übriges, den Vertrauensvorsprung, den deutsche Erzeugnisse bei manchem Verbraucher genießen, wettzumachen. Erschreckend an der vieldiskutierten Untersuchung zur Pestizidbelastung bei deutschem Beerenobst war weniger die Gesamtbelastung der Früchte sondern die Verwendung nicht zugelassener Spritzmittel. Dies deutet auf ein fehlendes Unrechtsbewusstsein oder mangelhaftes Fachverständnis hin. Nicht weiter verwunderlich führt dies beim Verbraucher zu dem Trugschluss, genauso gut Importware in den Einkaufskorb legen zu können, da ja auch bei einheimischer Ware vieles im Argen zu sein scheint. Immerhin – und dies ist für den Verbraucher an der Warentheke leicht zu überprüfen – ist die Importware auf den ersten Blick oftmals günstiger.

Die positiven Auswirkungen des Konsums einheimischer Produkte auf Umwelt, Wirtschaft und Klima fielen leider dem hitzigen Schlagabtausch zum Opfer, der den Äußerungen Künasts folgte. In der öffentlichen Diskussion weitgehend unbeachtet blieben deshalb beispielsweise die durch den heutzutage üblichen Transport landwirtschaftlicher Produkte entstehenden enormen externen Kosten. Diese Kosten, die nicht vom Verursacher sondern von der Allgemeinheit getragen werden, könnten durch eine Einfuhrreduktion landwirtschaftlicher Produkte und relativ kurze Transportwege deutlich gesenkt werden.

Dies haben Prof. Dr. Friedrich Schneider und Michael Holzberger vom Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Linz am Beispiel Österreich gezeigt. Über einen deutlichen Beitrag zur Umwelt- und Klimaschonung hinaus würde bei einer Einfuhrreduktion landwirtschaftlicher Produkte samt gleichzeitiger Kompensation durch einheimische Produkte ein deutlicher Zuwachs des regionalen Bruttoinlandprodukts erzielt werden. Laut den Autoren der Studie wäre neben deutlichen Wohlfahrtsgewinnen auch ein ausgeprägter positiver regionaler Beschäftigungseffekt zu erwarten.

Allerdings verzichten die Autoren darauf, Wege aufzuzeigen, wie diese Einfuhrreduktion bewerkstelligt werden könnte. Es lässt sich nur schwer beurteilen, wie das Ausland auf entsprechende staatlich initiierte Vorstöße reagieren würde. Indes ist die Lösung ja auch gar nicht so kompliziert: Haben nicht wir es nicht alle bei jedem Einkauf in der Hand, durch die Wahl einheimischer Produkte zum Klima- und Umweltschutz beizutragen? Zugleich könnten wir dafür Sorge tragen, dass die Wertschöpfung in den Bereichen Gartenbau und Landwirtschaft wieder vermehrt in unserem eigenen Land erzielt wird. Schließlich lassen sich nur so bestehende Arbeitsplätze sichern und gleichzeitig neue Arbeitsgelegenheiten schaffen.

Man mag Renate Künast Populismus in Zeiten des Wahlkampfs vorwerfen. Dennoch spricht ihr Appell einen großen Missstand unserer Zeit an. Nur noch ein Zehntel der vom Durchschnittsverbraucher monatlich getätigten Aufwendungen wird für Lebensmittel ausgegeben, was die gesellschaftliche Wertschätzung dieser Produkte widerspiegelt. Die Frage ist berechtigt, warum kaum ein Haushalt bereit ist, mit einer in den meisten Fällen kaum spürbaren Erhöhung dieses Anteils Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen.

Tim Jacobsen

Nachhaltige Entwicklung geht vor kurzfristigen Profit

Die Diskussion um die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Gartenbaus erreichte in der Auseinandersetzung über die Sozialabgabensätze polnischer Saisonarbeitskräfte und dem Wiederaufflackern der Energiekostendiskussion ihren vorläufig letzten Höhepunkt. Dieser Streitfrage zugrunde liegt die Überzeugung, dass niedrige Produktionskosten gemeinhin als entscheidender Wettbewerbsvorteil auf Märkten mit untereinander weitgehend austauschbaren Produkten angesehen werden. Aufgrund der verschärften Konkurrenzsituation im europäischen Binnenmarkt führen als ungleich empfundene Wettbewerbsbedingungen dann auch schnell zu Forderungen nach staatlichen Eingriffen und ausgleichenden wirtschaftspolitischen Maßnahmen.

Eine ausschließlich an Kostensenkung interessierte Unternehmens- und Wirtschaftspolitik greift dabei jedoch auf lange Sicht zu kurz. Schließlich behaupten sich nord- und mitteleuropäische Gärtner trotz eigentlich ungünstiger Voraussetzungen seit vielen Jahren im internationalen Wettbewerb. Die Außenhandelsbilanzen unserer Nachbarländer Belgien, Niederlande und Dänemark unterstreichen dies. Diese weisen trotz eines deutlichen Lohngefälles in Richtung Süd- und Osteuropa, trotz nicht unbedingt vorteilhafter klimatischer Bedingungen und trotz unterschiedlicher Verfügbarkeit von Produktionsfaktoren zum Teil deutliche Exportüberschüsse für gartenbauliche Produkte aus. Während die Außenhandelsbilanz des Exportweltmeisters Deutschlands für alle Sparten des Gartenbaus negativ ist, werden aus Dänemark Zierpflanzen, aus Belgien Obst und Gemüse und aus den Niederlanden Zierpflanzen, Baumschulartikel und Gemüse in großem Umfang exportiert.

Dabei gewährt das politische Klima auch in unseren Nachbarländern den Gärtnern keinen besonderen Schutz. Belgische und niederländische Betriebe beispielsweise haben beim Erwerb von Flächen mit starker Konkurrenz aus Industrie und Wohnungsbau zu kämpfen. Betriebe in den Beneluxstaaten und Dänemark können zudem in weit geringerem Ausmaß als ihre deutschen Nachbarn auf Saisonarbeitskräfte aus Billiglohnländern zurückgreifen. Niederländische Gärtner haben genauso wie ihre dänischen Kollegen oftmals strengere Umweltauflagen zu erfüllen als ihre deutschen Kollegen. Die liberale Wirtschaftspolitik Dänemarks führte dazu, dass sich dänische Gärtner von ihrer Regierung zeitweise regelrecht im Stich gelassen gefühlt haben.

Vor diesem Hintergrund kann der deutsche Gartenbau mit Zuversicht in die Zukunft blicken.

Tim Jacobsen

Die hohe Konkurrenzfähigkeit der gartenbaulichen Produktion in Mittel- und Nordeuropa lässt sich also weder durch eine besonders günstige Faktorkostenstruktur noch durch staatliche Unterstützungsmaßnahmen erklären. Die Gründe für die gute Wettbewerbsposition der gartenbaulichen Produktion müssen also auch jenseits eines Vergleichs von Produktionskosten gesucht werden.

Ein Blick über unsere Landesgrenzen in Richtung Osten macht nur allzu deutlich, dass die Betriebsgrößen in den meisten Beitrittsländern von den entsprechenden Optimalwerten oft noch weit entfernt sind. Dazu kommt, dass in Osteuropa zum Teil deutliche infrastrukturelle Defizite bestehen und zudem Vermarktungsstrukturen wenig ausgebildet sind. Der Wettbewerbsvorteil, den gut geölte und perfekt aufeinander abgestimmte Wertschöpfungsketten im direkten Vergleich dazu bieten können, liegt auf der Hand.

Der große Nutzen von Wertschöpfungsketten lässt sich dabei nur teilweise mit der Beseitigung von Reibungsverlusten begründen. Neben einer Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden spielt vor allem die Innovationsfreude auf Seite der beteiligten Unternehmen eine große Rolle. Diese schlägt sich in kreativem und zukunftsorientiertem unternehmerischen Handeln nieder. Wie das Beispiel der Niederlande zeigt, behaupten sich vor allem diejenigen Produktionsstandorte im Wettbewerb, die gewisse gemeinsame Merkmale aufweisen. Neben einer Mindestanzahl von Betrieben und einer wettbewerbsfähigen Größe spielen vor allem gute infrastrukturelle Einrichtungen bei der Entwicklung dieser Gartenbauzentren eine wichtige Rolle. Dies beginnt bei guten Verkehrsanbindungen und schließt nicht zuletzt auch ein kompetentes Versuchs- und Beratungswesen mit ein, das bei der Entwicklung und Einführung neuer Produkte hilft.

Vor diesem Hintergrund kann der deutsche Gartenbau mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Neben gut entwickelten Vermarktungsstrukturen können die deutschen Betriebe beispielsweise von einem großflächig ausgebauten Beratungswesen profitieren. In allen Bereichen stehen noch gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung. Zudem braucht die infrastrukturelle Ausstattung der gärtnerischen Zentren Deutschlands den direkten Vergleich mit den Nachbarländern nicht zu scheuen. Wie wäre es sonst auch möglich, dass trotz allen Wettbewerbsnachteilen gut ein Drittel der auf dem deutschen Markt umgesetzten Blumen und Zierpflanzen aus einheimischer Produktion stammt? Für den Bereich Obst liegt der Selbstversorgungsgrad Deutschlands immerhin bei knapp einem Fünftel. Und nur geringfügig weniger als die Hälfte des in Deutschland konsumierten Gemüses wird schließlich im eigenen Land produziert.

Wettbewerbsgleichheit in der gärtnerischen Produktion kann es nicht geben. Zu verschieden sind die natürlichen Voraussetzungen in den einzelnen Ländern. Es ist Aufgabe der Politik, darüber zu wachen, dass durch nationale Alleingänge innerhalb Europas keine künstliche Wettbewerbsverzerrung entsteht. Vielmehr aber als durch eine europaweite Harmonisierung der Sozialabgabensätze bei Saisonarbeitskräften wäre dem deutschen Gartenbau jedoch gedient, wenn staatlicherseits ein verlässliches Umfeld für unternehmerisches Handeln geschaffen würde. Die Häufung von im Einzelnen nicht immer nachvollziehbaren Entscheidungen und politischen Richtungswechseln ließen viele Gärtner ratlos zurück und tragen zu einem insgesamt wenig innovationsfreundlichen Klima bei.

Tim Jacobsen

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